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I. Wolle & wollerzeugung

Fast alle Teppich produzierenden Länder haben auch ihre eigene Wollerzeugung. Gegebenenfalls muss häufig hochwertiges Material aus dem Ausland, z.B. aus Australien und Neuseeland hinzugekauft werden.

Die Qualität eines Orientteppichs hängt ganz entscheidend von der eingesetzten Wolle ab. Wichtig ist auch, in welchen klimatischen Bedingungen die Schafe leben. Schwierige Lebensbedingungen für die Schafe, z.B. mit langen Trockenperioden oder starken Temperaturschwankungen, ergeben besonders gut geeignete Teppichwolle.

Die Vorbereitung zur Wollgewinnung beginnt bereits am Körper der Tiere mit einer Art Vorwäsche. Die Tiere werden durch einen Bach getrieben, bis Staub, Sand und Schweiß von ihrem Vlies möglichst ganz entfernt sind. Nach dem Scheren wird die Wolle gestapelt und in fließendem Wasser gründlich gereinigt. Dabei verliert sie in Form von anklebendem Belag und Schweißfett nahezu die Hälfte an Gewicht. Schon beim Scheren der Tiere wird die Wolle sortiert und zwar nach Haarlängen und Faserfeinheit.

Je nach Teppichart wird die passende Wolle dann ausgesucht. Besonders bei der ländlichen Erzeugung nimmt man das kräftige Oberhaar als Knüpfwolle, weil seine Fasern oft borstenartig fest, sprunghaft, aber trotzdem schmiegsam, glänzend und in hohem Maße Schmutz abweisend sind. Bei feineren Teppichen der städtischen Knüpfkunst werden die fein faserigen und weichen Unterhaare - Korkwolle - verwendet.

II. Gewebematerial

Wenn man über das Material eines Teppichs spricht, sollte man sowohl das Kette- und Schussmaterial als auch das Knüpfmaterial in Betracht ziehen. Folgende Tabelle macht deutlich, welche gängigen Materialien für die Kette, den Schuss und das Flor verwendet werden.

MaterialienKette und SchussKnüpf- bzw. Flormaterial (Knotenmaterial)
BaumwolleBaumwolle dient in der Teppichherstellung in der Regel nur zur Fertigung des Grundgewebes - also Kette und Schuss. Manchmal wird auch gemischt, d.h. für die Kette verwendet man Seide und der Schuss besteht aus hochwertiger Baumwolle. Sie gibt dem Grundgewebe enorme Festigkeit und eine lange Lebensdauer.
Seltener wird Baumwolle als Knüpfmaterial verwendet, denn im Flor hält sie der Beanspruchung nicht Stand. Der Baumwollflor tritt sich rasch ab, verfilzt und wird unansehnlich. Der enorme Knüpfaufwand würde sich dafür nicht lohnen.
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Schafwolle---Schafwolle wird zur Teppichherstellung am häufigsten verwendet. Sie ist nicht nur Wärme haltend und wasserabstoßend, sie verändert auch weder ihr Volumen noch ihre Spannung wesentlich und sie besitzt große Elastizität.
Schurwolle---Das bevorzugte Material für das Knüpfen eines Perserteppichs ist meist die handgesponnene Wolle aus dem Vlies des Schafes. Nur die vom lebenden Schaf geschorene Wolle darf als Schurwolle bezeichnet werden.
Korkwolle---Kostbare und feine Stücke werden mit Korkwolle geknüpft. Korkwolle ist ein Qualitätsbegriff für feinste Wollfasern. Sie bestehen aus den weichen Flaumhaare der fettreichen Halskrause junger Schafe, deren Schönheit und Geschmeidigkeit der Seide ähnelt.
SeideMeistens für kostbare und teuere Seidenteppiche.Seidenfäden werden aus dem Kokon der verpuppten Raupen mittels eines aufwendigen Verfahrens gewonnen.
Seide ist ein sehr strapazierfähiges und elastisches Knüpfmaterial. Seidenteppiche sind sehr kostbar, weil man mit der Seide hohe Knotenzahlen erreichen kann (ca. 1,5 Mio Knoten /m2). Bei persischen Woll - Teppichen verwendet man Seide, um Konturen und Figuren hervorzuheben, meistens in Kombination mit Korkwolle.
Kunstseide---Ebenso kann auch mercerisierte Baumwolle (Kunstseide) als Knüpfmaterial verwendet werden (sehr häufig bei handgeknüpften Teppichen aus Kashmir).
Vorsicht! vor unseriösen Händlern, die einen mercerisierten Baumwollteppich als Seidenteppich anbieten. Beim Kauf teurer Seidenstücke empfehlen wir deshalb, einen Fachmann zu Rate zu ziehen oder ein seriöses Fachgeschäft aufzusuchen.
KamelhaarSelten und rar, teurer als Schafwolle, sehr fein und weich, aber mottenanfällig; sehr häufig bei Belutschteppichen und Nomadenteppichen.---
ZiegenhaarWird von den Tieren ausgekämmt, ist hart, strähnig und strapazierfähig; meistens bei Nomadenteppichen, Afghanteppichen, TürkmensEin nur selten verwendetes Knüpfmaterial. Vornehmlich Nomaden verwenden Ziegenhaar für Kette und Schuss. Die Ziegenherden begleiten sie auf ihrer Wanderschaft und so ist es nur natürlich, dass auch die Haare ihrer Tiere z.T. Verwendung finden. Allerdings nur für das Grundgewebe, sehr selten für die Knüpfung, denn dafür wäre sie zu borstig und steif.Es gibt aber auch Ausnahmen. Die Angoraziege wird wegen ihrer feinen und gut zu knüpfenden Angora-Wolle - auch Mohair genannt - sehr geschätzt. Diese Wolle wächst in einem Jahr bis zu 20 cm lang, und pro Tier erhält man nur 2,5 bis 5 kg Wolle.

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