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I. Der Ursprung des Knüpfteppichs

Die Geschichte eines echten Teppichs ist mehrere tausend Jahre alt, obwohl es über den Ursprung des Knüpfteppichs und dessen Verbreitung  in der Kunstwissenschaft und der Literatur vielerlei Aussagen gibt.

Die wohl allgemein bekannte Hypothese ist die Entstehung des Knüpfteppichs in Zentralasien (turkmenischer Raum), wo er von den Hirtennomaden in Nachahmung von Tierfellen erfunden und durch Turkvölker, wie die Seldschuken, nach West und Ost verbreitet wurde.

Dennoch, eine andere Behauptung besagt, dass nicht der Fell-Einsatz, sondern die technische Verfeinerung des älteren Soumak-Gewebes die Ursache für die Entstehung des Knüpfteppichs ist; eine Verfeinerung, die notwendig wurde zur vollkommeneren Darstellung der Muster auf dem Bildträger Teppich. Anhand der Knüpftechnik ist bewiesen, dass ein fein gemusterter Soumak der Prototyp eines Knüpfteppichs ist. Diese veränderte Knüpftechnik hätte sich jedoch nicht in einfachen Nomaden-Verhältnissen entwickeln können, sondern eher in alt-orientalischen Hochkulturen, also im geographisch-ethnologischen Siedlungsraum der Armenier ('armenische Kulturraum').

Auch der bisher als älteste bekannte Knüpfteppich, der sogenannte 'Pazyrik' - Teppich, entstand bereits im 5. - 4. Jahrhundert v. Chr. und muss in seiner Synthese als eines der ersten früharmenischen Zeugnisse angesehen werden, dessen Herstellung im Südwestn - Kaukasus zu finden sein dürfte.

Die armenische Abordnung; Persepolis, 5. Jh. v. Chr., Osttreppe der AdapanaAuf den Relief der Osttreppe des Palastes in Persepolis ist auch die armenische Abordnung vertreten. Der Ausschnitt zeigt einen Pferdeführer mit seinem Pferd. Der Vergleich spricht für sich.Pazyrik - Teppich, Detail aus der Bordüre
Die armenische Abordnung; Persepolis, 5. Jh. v. Chr., Osttreppe der Adapana
'Pazyrik'-Teppich, Detail aus der Bordüre


II. Zusammenfassende Geschichte über die Verbreitung des Teppichs

Neben Zwangsaussiedlungen - besonders nach Südpersien und in den nordgriechischen Raum - fanden im 1. Jahrtausend n.Chr. drei große Auswanderungswellen statt, wodurch Armenier nicht nur in Kleinasien, sondern auch in Italien, Frankreich und Spanien Fuß fassten. Die Bedrohung durch die Seldschuken im 11. Jahrhundert führte zur Emigration großer Bevölkerungsteile nach Westen, wo das Wilayet Sivas, die Umgebung von Kayseri, Smyrna (Izmir), die Taurusberge und Kilikien, Nordgriechenland und die Karpatenländer Zentren armenischer Bevölkerung wurden. Darüber hinaus finden wir armenische Emigranten nicht nur in Syrien, Ägypten, in allen Küstenstädten der Mittelmeerländer, sondern auch in Persien, Indien, auf den Sunda-lnseln und in China.

Das 16. und 17. Jahrhundert sah den armenischen Kulturraum wieder als Streitobjekt zwischen Ost und West, zwischen Safawiden und Osmanen. So wechselten häufig die Grenzen und beide Parteien bedienten sich der armenischen Handwerker. Die Armenier, die sich mindestens seit dem 1. Jahrhundert n.Chr. im Kaukasusgebiet angesiedelt hatten und verschiedene, mächtige Königreiche errichtet haben, begründeten viele Jahrhunderte vorher eine eigene Knüpftradition, zumal ihnen ja bis zum heutigen Tag auch außerhalb des Kaukasus beinah eine Schlüsselrolle im Teppichhandel und in der Teppichherstellung zukommt. Die Knüpferfahrung der Armenier nutzen die Eroberer aus und ließen die ersten Hofmanufakturen errichten. Das bekannteste armenische Zentrum in Persien war Neu-Djulfa bei Isfahan, das durch Protektion von Schah Abbas I. in kurzer Zeit zu einer der blühendsten Handelsstädte wurde, von der die Residenz des Schahs ganz beachtlich profitierte. Letztlich ist die kulturelle Blütezeit der orientalischen Teppiche im 16. und 17. Jahrhundert auf die zahllosen hier tätigen Armenier zurückzuführen.

Bis zum hohen Mittelalter wurden Knüpfteppiche ausschließlich im 'armenischen Kulturraum' bzw. in Spanien hergestellt und mit der Zeit nach West und Ost, Nord und Süd verbreitet. Von einer Teppichherstellung in Westturkestan berichten die antiken Historiker nichts, obwohl Handelsware selbst aus China und Indien wohlbekannt war.

Der persische Teppich war und ist in Europa seit langer Zeit zum Inbegriff des orientalischen Knüpfteppichs geworden. Orientalische Teppiche sind seit dem Mittelalter nach Europa gekommen. Persische Teppiche mit einem historischen Hintergrund finden wir in Venedig, das ja bereits seit dem Mittelalter einen umfangreichen Levantehandel betrieb, wobei der Import orientalischer Teppiche sicher seit dem 15. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte. Als aus handelspolitischen Gründen die Regierung von Venedig die Verbindung zum persischen Haus der Safawiden aufnahm und zahlreiche Gesandtschaften ausgetauscht wurden, kamen - vor allem in der Shah Abbas Zeit - sicherlich auch persische Teppiche nach Venedig.

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