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I. Farbentypen

Die Farben für Orientteppiche wurden ursprünglich ausschließlich von Pflanzen (Safran, Indigo, Krapp, Hennablätter), natürlichen Mineralien (Karaboja, Eisenoxid, Eisenvitriol, Kupfervitriol) und Tieren (Insekten, Blut, Saft der Purpurschnecke), genannt Naturfarben, gewonnen. Seit der Erfindung der Anilinfarbe (1826) eröffneten sich der Teppichknüpferei neue Wege. Aber erst als die Farbindustrie in Europa neue, qualitätsverbessernde Herstellungsmethoden entwickelte, durfte man im Orient Anilinfarbe als Ergänzung zu den Naturfarben verwenden. Diese haben jedoch langsam den Gebrauch von Naturfarben verdrängt. Grund dafür ist die große Nachfrage für Orientteppiche, besonders in den letzten vier Jahrzehnten. Die Herstellung von Orientteppichen mit Naturfarbe wurde zu aufwendig und kostspielig und deshalb auch nahezu unwahrscheinlich, die großen Herstellungsmengen zu decken. Nur vereinzelte Nomaden verwenden nach wie vor Naturfarben. Naturfarben finden wir ausschließlich bei alten und antiken Teppichen.

II. Prozedur des färbens

Die Naturwolle wird zunächst in Wasser, welchem man etwa 3 % Lauge (Seife oder Soda) zufügt, eine halbe Stunde gekocht, um sie zu säubern und zu entfetten. Anschließend wird sie 12 Stunden in ein Alaunbad (Tonderdesulfat) gelegt. Danach wird die Wolle entweder erneut 12 Stunden in ein zweites Alaunbad getaucht oder hierin eine Stunde gekocht. Durch diese Prozedur wird die Wolle für das Farbmittel aufnahmebereit. Das eigentliche Farbbad wird bereitet, indem man das aus dem Pflanzenteilen hergestellte Pulver eine halbe Stunde aufkocht. Sodann kommt die vorbereitete Wolle in das Bad und wird etwa eine halbe Stunde gekocht. Hierauf wird der Saft von unreifen Weintrauben der Zitronen zur Fixierung zugefügt. Nun wird wieder eine Stunde gekocht. Hierauf wird die Wolle im Bottich etwa 12 Stunden zum Auskühlen belassen. Je nach Farbstoff ist die Verweildauer der Wolle im Bad verschieden. Schließlich wird die gefärbte Wolle in möglichst fließendem Wasser gespült und im Halbschatten, oder bei manchen Farben in der Sonne, getrocknet.

Der Farbverbrauch ist nicht unerheblich. So benötigt man z.B. bei Rotfärbung mit Krapp 1 Kg für 4 Kg Wolle. Die Menge schwankt je nachdem, ob man ein helles oder dunkles Rot erzielen möchte. Das Ergebnis der Färbung ist auch je nach Wasserhärte und Wollqualität ein anderes.

III. Symbolik der farben

FarbenBedeutung & Gewinnung
Rot
Freude, Glück, Reichtum, Feuer, Mut

Wird aus Krapp (rubia tinctorum, Färberröte) aber auch aus Henna, Berberitzen und Saflor (carthamus tinctorius, Wildsafran, Färberdistel), Schildläusen und Blut gewonnen.
Blau
Farbe des Himmels, Pracht, Stärke, Macht und Gewalt; Trauer (dunkelblau)

Wird entweder vom indischen Indigo (Indigofera tinctoria) oder aus dem einheimischen Fäberwaid (Isatis tinctoria) gewonnen. Aus den Blättern des Fäberwaids extrahierte man erst das Indikan, das schließlich unter Einfluss des Sauerstoffs das Indigo ergab. Ein wenig lichtechtes Blau mit violetten Tönen gewannen die Färber auch aus der Maulbeere (Morus nigra) oder aus den Beeren des Faulbaums (Frangula alnus.)
Gelb
Lebensfreude, Farbe der Sonne

Wird aus vielen Kräutern, Früchte und Blätter gewonnen. Die frischen oder getrockneten Fruchtschalen enthalten ein Pigment, das alaungebeizte Wolle lebhaft gelb färbt. Der hohe Tanningehalt dieser Fruchtschalen erhöht die Farbstabilität. Die häufigsten Naturprodukte: Gerberstrauch, Granatapfelschalen, Safran, Färber-Ginster und -Kamille, Sammetblumenblüten, Erle. Die weiblichen Blütenstände, unreife Früchte und frische Rinde ergeben zusammen mit Alaun eine gelbe Farbe.
Orange
Demut, Frömmigkeit, Farbe der Derwische

Orange ist eine Mischung von Rot und Gelb, kann aber auch als 'bronzegelb' direkt aus Kreuzdornbeeren unter Zugabe von Kupfervitriol oder aus Safran gewonnen werden.
Weiß
Unschuld, Reinheit, Sauberkeit des Herzens, Selbstlosigkeit, Befreiung von Sünden

Diese Farbe wird selten großflächig gebraucht. Sie tendiert eher zu elfenbein- oder cremefarben. Das reinste Weiß liefer Naturwolle oder Seide.
Braun
Farbe der Erde

Braune Farbe liefern Naturwolle, Kamel- und Ziegenhaare. Ansonsten färbt man die Wolle mit grüner Nußschale, Eichenrinde und Zwiebelschalen.
Schwarz
Trauer, Kummer und Tod

Naturwolle von schwarzen Schafen. Dunkle Farben, besonders Schwarz, gewinnt man aus Galläpfeln in Verbindung mit einem eisenoxidhaltigen Beizmittel. Schwarz findet sich sehr selten großflächig in Teppichen, wird meistens nur für Musterkonturen verarbeitet.
GrünGrün ist als Mischfarbe von Gelb und Blau, z.B. aus Isperek und Indigo gewonnen. Da Grün eine heilige Farbe symbolisiert, wird sie selten als Grundfarbe verwendet und mit Füßen betreten. Sie wird aber in vielen Schattierungen für die Ausarbeitung von Einzelmotiven genutzt.

Farbe des Propheten, der Hoffnung, des Paradieses, des Glaubens, des Erneuerns


IV. Abrash

Nomaden und Halbnomaden verwenden nach wie vor ausschließlich Farben, welche die Natur in ihrer unmittelbaren Umgebung hervorbringt. Allerdings können, bedingt durch die Lebensweise dieser Stämme, immer nur geringe Menge von Wolle eingefärbt werden. Dies hat zur Folge, dass die Wolle eine uneinheitliche Farbintensität aufweist, so dass manchmal Farbnuancen in Form von Linien, Abrash genannt, in einem Teppich erscheinen. Diese Abweichungen werden fallweise als besonders reizvoll empfunden, wenn sie nicht zu häufig oder krass auftreten.

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